Standen sie auch schon am Abend in der Bäckerei und es gab nur noch 3 verschiedene Brote? Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir bis Ladenschluss volle Regale haben. Muss das sein?
Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln gehen zwischen Acker und Teller verloren. Diese Verschwendung heisst umgangssprachlich Food Waste und entspricht etwa 330 kg pro Jahr und Person. Die durch Food Waste verursachten Treibhausgasemissionen tragen auch zum Klimawandel bei. Gemäss einer neuen ETH-Studie im Auftrag des BAFU liessen sich in der Schweiz pro Jahr rund 500 kg CO2-Äquivalente pro Person vermeiden, wenn Essbares nicht weggeworfen würde. Der Landverbrauch für den Anbau der weggeworfenen Lebensmittel entspricht der Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Flächen der Schweiz. Ein Viertel der durch die Ernährung verursachten Umweltbelastung ist auf die Lebensmittelverschwendung zurückzuführen. Etwa die Hälfte der Verluste entsteht in der Versorgungskette, das heisst in der Landwirtschaft, der Verarbeitung und im Handel. Ca 14 % entfallen auf die Gastronomie, und 38% werden in den Haushalten weggeworfen! Dies entspricht ca. 90 kg pro Person oder 10 % von dem, was wir einkaufen. Eine Geldverschwendung, die das Haushaltbudget mit ca. 620 Franken belastet pro Person und Jahr.
Der Bundesrat hat 2022 einen Aktionsplan verabschiedet mit dem Ziel, die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 im Vergleich zu 2017 zu halbieren. Dabei werden Produzenten, Verarbeiter, Gross- und Detailhandel und Gemeinden in die Pflicht genommen. Da der Verlust am Schluss der Nahrungsmittelkette am grössten ist, sind Massnahmen im Detailhandel, in der Gastronomie und in den Haushalten am wirksamsten.
Wir Konsumenten spielen demnach eine Schlüsselrolle. 8 Millionen Menschen können etwas ändern. Auch ich ertappe mich dabei, dass ich lieber gerade Karotten und fleckenlose Äpfel kaufe. Dabei schmeckt sicher das unförmige Obst oder Gemüse genauso gut. Auch ein Brot vom Vortag kann man noch gut essen. Geben wir ihm eine Chance! Durch den Einkauf von regionalen Produkten lassen sich lange Transportwege und damit die Co2 Belastung reduzieren. Und wenn ich saisonal einkaufe, entstehen weniger Lagerverluste. Oder wie ist das im Restaurant? Meistens sind die Portionen zu gross, ich kann problemlos kleinere Portionen bestellen oder den Rest einpacken lassen. Auch wenn ich vielleicht etwas komisch angesehen werde. Mit einem bewussten Konsum, einer Wochenplanung, indem wir nur kaufen, was wir brauchen, kann jeder und jede Einzelne einen beträchtlichen Beitrag leisten zur Reduzierung von Food Waste und damit zum Erreichen der Klimaziele. Guten Appetit!
Maja Müller
Co Präsidentin EVP Andelfingen