Mobilität neu denken
Stellen Sie sich vor, ein Skigebiet führt ein neues Tarifsystem ein: Wenn Sie ein Skifabrikat aus der Schweiz benützen, können Sie gratis fahren. Sie müssen nichts für die Benutzung der Pisten und Skilifte bezahlen. Zu schön, um wahr zu sein? Nicht unbedingt, diese Situation haben Sie heute auf den Schweizer Strassen, wenn Sie ein Elektrofahrzeug besitzen.
Die Kosten unserer Mobilität müssen neu verteilt werden! Dafür sprechen folgende Punkte: a) Die Einnahmen aus der Mineralölsteuer betrug 2009 5,2 Milliarden Fr., im Jahr 2020 noch 4,2 Milliarden und sie sind weiter abnehmend. b) Elektrofahrzeuge tragen praktisch nichts zu den Unterhaltskosten der Strasse bei. c) Betrachtet man die Gesamtkosten im Strassen- und öffentlichen Verkehr, werden je ungefähr 8 Milliarden durch die öffentliche Hand finanziert.
Grundsätzlich ist zu klären, wieviel die öffentliche Hand in Zukunft zu an die Kosten der Mobilität beiträgt.
In diesem Frühjahr schickte der Bundesrat das « Bundesgesetz über Pilotprojekte zu Mobility-Pricing» in die Vernehmlassung. Bei der Vernehmlassung zum «Entwurf Konzeptbericht Mobility Pricing» im Jahr 2015sah man deutlich, dass die Interpretationen von «Mobility Pricing» sehr stark auseinandergehen. Für die Einen geht es um nichts anderes als die «Vertreibung» des motorisierten Individualverkehrs aus den urbanen Zentren, für die Anderen um ein neues Konzept der Infrastruktur-Finanzierung und für wiederum Andere um ein umfassendes Kapazitätsmanagement im Verkehr.
Das Konzept von Mobility Pricing berücksichtigt in erster Linie folgende Punkte: Kosten werden analog der Benützung der Verkehrsmittel berechnet. Mobile Personen sollen die Infrastruktur- und Umweltkosten ihrer zurückgelegten Wege möglichst vollständig selbst bezahlen, egal ob sie mit dem Auto, Zug oder Bus unterwegs sind. Dies bietet einen Anreiz kosteneffiziente Verkehrsmittel zu benützen, schränkt aber die freie Wahl des Verkehrsmittels nicht ein. Werden die bestehenden Steuern und Abgaben abgelöst, entstehen keine weiteren Zusatzkosten.
Die EVP befürwortet die Prinzipien der Kostenwahrheit und des Verursacherprinzips. Grundsätzlich soll mehr bezahlen, wer mehr Ressourcen verbraucht, mehr Platz beansprucht sowie hohe externe Kosten für die Gesellschaft verursacht. Mobility-Pricing würde erstmals die Chance bieten, die externen Kosten des Verkehrs zu internalisieren. Wichtig ist, dass der ÖV seine Qualität als umweltfreundlicher Service Public behält. Er soll nicht auf Grund der Einführung von Mobility-Pricing gesamthaft verteuert werden.
Um langfristig ein Mobility-Pricing auszuarbeiten, welches dieser Vision näherkommt, ist es zum jetzigen Zeitpunkt unerlässlich, fundierte Erkenntnisse durch Feldversuche zu gewinnen.
Urs Müller, EVP