Wo eine 5G Antenne gebaut werden soll, ist der Protest nicht weit. Dies zeigte sich in Henggart, Ossingen, Marthalen und zuletzt auch in Andelfingen, wo Sunrise eine 50m hohe Antenne im Niederfeld plant. Als ein zum Rekurs berechtigter Einwohner erhielt auch ich einen Brief eines anonymen Komitees, das in den Gemeinden Andelfingen und Kleinandelfingen ein Moratorium für die neuste Mobilfunktechnologie erwirken möchte. In einer Zeit, wo Empörung am liebsten durch die Sicherheit der Anonymität Hochkonjunktur hat, lohnt es sich dem eigentlichen Ziel des Protestes auf den Grund zu gehen und die Tragfähigkeit der Argumente zu prüfen.
Jede Mobilfunktechnologie besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten: Der elektromagnetischen Strahlung und dem Protokoll nach dem sie «bespielt» wird. Die aktuelle Leistungssteigerung bei 5G wird durch eine Erhöhung der maximal genutzten Frequenz von 2.6 GHz (4G) auf 3.8 GHz aber vor allem auch durch Protokolloptimierungen erzielt.
Ein häufig ins Feld geführtes Argument der 5G-Gegner, sind potenziell gesundheitsschädliche Folgen der elektromagnetischen Strahlung. Von biologischer Bedeutung ist dabei vornehmlich die Frequenz der Strahlung. Die Energie eines Photons ist proportional zu dessen Frequenz. Dementsprechend nimmt die Energie von Strahlung bei steigender Frequenz zu. Gleichzeitig wird Strahlung höherer Frequenz stärker absorbiert. Das bedeutet, dass die Strahlung nur noch ca. 2 cm statt wie bis anhin 4 cm weit in das menschliche Gewebe dringen und es erwärmen kann. Obwohl es Menschen gibt, die an Elektrosensibilität leiden, konnte bisher ausser dieser thermischen Wirkung keine weitere auf den menschlichen Organismus reproduzierbar nachgewiesen werden.
Die Spezifikation von 5G sieht aber auch die Nutzung von Millimeterwellen im Frequenzband von 24 – 72 GHz vor, was eine deutliche Frequenzsteigerung wäre und in einen Bereich vorstossen würde, dessen biologische Wirksamkeit deutlich schlechter untersucht ist. Dieses Frequenzband ist aber in der Schweiz derzeit z.B. für Radaranlagen reserviert, woran sich in naher Zukunft nichts ändern wird.
Solange die Schweiz an ihren im europäischen Vergleich sehr strengen Anlagegrenzwerten festhält und auf die Einführung von 5G im Millimeterwellenbereich verzichtet, ist nicht mit einer Erhöhung der gesundheitlichen Risiken zu rechnen.
Das schnelle mobile Internet hat unser Leben sicher in vielerlei Hinsicht vereinfacht, komfortabler und in gewissen Bereichen sogar nachhaltiger gemacht. Doch ob es uns wirklich zufriedener und glücklicher gemacht hat? Ich bin mir da nicht so sicher und werde beim Surfen im Zug das nächste (seltene) Funkloch als Anstoss nehmen, das gute Buch aus meinem Rucksack zu holen oder meine Aufmerksamkeit meinen Mitpendlern zu schenken.
Lukas Bührer, Kleinandelfingen
EVP Bezirk Andelfingen